Donnerstag, 14. Februar 2013

Gott und das Kamel



Ich, Harald Geyer, bin heute 66 Jahre alt. Ich bin pensionierter Volksschullehrer.

Für das Folgende ist vielleicht von Bedeutung, dass ich römisch-katholisch (getauft) bin und dieser Kirche noch immer nominell angehöre – sozusagen als geistige Heimat.


Ich wurde durch zwei Beiträge, die ich rein zufällig auf „youtube“ fand, und durch die zum Teil ziemlich unsachlichen (sanft ausgedrückt!) Kommentare, die dazu abgegeben wurden, gereizt, meine schon lange zu diesem Thema gehegten Gedanken einmal schriftlich niederzulegen.

Voraussetzen sollte ich vielleicht noch, dass eines meiner größten Interessensgebiete die Archäologie, vor allem im Zusammenhang mit der Menschheitsgeschichte ist.



Aber: Ich bin



            KEIN Archäologe,

            KEIN Anthropologe,

            KEIN Soziologe, und

            KEIN Religionswissenschaftler.



Eigentlich bin ich nur ein sehr neugieriger Durchschnittsbürger, der wissbegierig alles aus allen greifbaren Medien (Printmedien, Internet, Fernsehen …) verschluckt, das er zu den Themen, die ihn interessieren, auffinden kann.

Daher verstehe ich mich auch nicht

          als Besserwisser
          und schon gar nicht als Weltverbesserer

Ich erlaube mir nur die Freiheit, meine Gedanken anderen zur Verfügung zu stellen und stelle mich auch so gerne als möglich jeder sachlichen Kritik. (Wer mag schon Kritik?)
Man darf mich auch beschimpfen, falls man keine Argumente hat.
Nur - Auf Beschimpfungen reagiere ich nicht.


Die youtube – Videos, um die es geht, findet Ihr hier:
(Ihr solltet sie Euch vielleicht zuerst ansehen, damit Ihr wisst, wovon ich spreche - äh - schreibe!)







Die Videos sind - meiner Ansicht nach – hervorragend gestaltet und auch in den Kommentaren sehr ansprechend und eigentlich sehr informativ.

Das erste befasst sich mit dem Kamel (Dromedar) und seinen Anpassungseigenschaften für das Leben in der Wüste, das zweite mit den Fähigkeiten des Delfins, vor allem mit seiner sonargestützten Orientierung und Jagdtechnik.


Beide Videos versuchen so, die Existenz Gottes über das „Wunder Schöpfung“ zu erklären.



Aber ich glaube, so einfach darf man sich das nicht machen:



Bleibt eigentlich nur noch, darauf hinzuweisen, dass sich das Kamel in einem Millionen von Jahren dauernden Prozess der Evolution an das Leben in der Wüste angepasst hat, um schlicht und einfach unter diesen extrem unwirtlichen Bedingungen zu überleben.
Und es hat das getan, noch lange bevor von einer Spezies namens "Mensch" im heutigen Sinne noch die Rede sein konnte.



Also bestimmt nicht dazu, dass es den Menschen dient, wie in dem Video behauptet wird. Ihm zuzumuten, schwere Lasten durch die Wüste zu schleppen, oft bis zur Grenze der eigenen Leistungsfähigkeit, offensichtlich oft auch darüber - auf solche verrückte Ideen kann wohl nur ein Mensch kommen! - Logisch! - Oder?



Auch der Delfin (und seine Verwandten) hatte nach der Rückkehr seiner Vorfahren in das Meer genug Zeit, seine Fähigkeiten den  Anforderungen seiner Umwelt anzupassen.



Den Ursprung des Glaubens an Götter oder einen Gott

muss man wohl eher darin suchen, dass man jemanden brauchte, der Dinge (Naturerscheinungen, Zufälle, Unfälle, auch Kriegsglück oder Niederlage ...) zu verursachen oder zu verhindern schien (Wenn man Glück gehabt hatte.), die man sich nicht anders erklären konnte. Man suchte praktisch – so wie das heute auch noch immer wieder geschieht, wenn etwas nicht wunschgemäß funktioniert – nach einem Schuldigen! (Sozusagen einem Sündenbock!)



Und dann war da noch die Frage, 
was passiert eigentlich mit mir, wenn ich sterbe, nachdem ich mich mein ganzes Leben lang abgemüht habe? Das kann doch nicht schon alles gewesen sein, da muss doch noch etwas mehr kommen! (Die damalige Lebenserwartung überstieg wohl kaum 30 Jahre!)



Da musste es doch jemanden geben, der heimlich und unsichtbar seine Hand im Spiel hatte, eine unsichtbare Macht, die man aber leider nicht kontrollieren konnte. Man nannte sie zunächst vielleicht nur "Ahnen" oder „Geister“, später aber auf jeden Fall „Götter“, manche auch nur „Gott“.



Nachdem die menschliche Gesellschaft seit jeher so strukturiert war, dass in einer Gruppe von Individuen einer das Sagen hatte, Andere von ihm (oder auch von der Gemeinschaft) mit Teilaufgaben betraut wurden und der Rest einfach zu gehorchen (und möglichst auch zu vertrauen) hatte, gestalteten unsere Vorfahren die Götterwelt ganz ähnlich:



Es gab einen obersten Gott den „Göttervater“. Und weil einer sich ja nicht um alles kümmern konnte, beherrschten seine Söhne und Töchter verschiedene andere Bereiche, die damals für das Leben der Menschen von Bedeutung waren. Angefangen vom verlässlichen Umlauf der Sonne, deren Bedeutung ja am größten war (und ist), weil ohne sie nichts geht auf der Welt, über den Mond, der in der Nacht, deren Dunkelheit man fürchtete, weil man ja nicht sah, woher eine allfällige Gefahr kam, leuchtet, hinunter bis zum Schutzgott der Räuber und Diebe.


Das Fußvolk, das zu gehorchen und auch zu vertrauen hatte, waren in diesem Fall die Menschen. So fühlten sich die Menschen den Göttern irgendwie ähnlich oder sogar gleichgestellt, wenn auch der Rangunterschied beträchtlich und die Kommunikationsmöglichkeiten ziemlich einseitig waren. Aber immerhin konnte man sich als gottgleiches Wesen Gedanken über ein Leben nach dem Tod machen und wie man es vielleicht beeinflussen konnte.


Also bemühte man sich, den Göttern - oder einem ganz bestimmten (meinetwegen auch einzigen) Gott - zu gefallen. Man gab Ihnen/ihm von dem was man hatte, einen Teil (opferte), und hoffte, dass sie/er sich erkenntlich zeigen würde(n). Und sehr bald standen vermutlich Menschen (Männer und/oder Frauen) auf, die - offenbar ziemlich überzeugend - behaupteten, mehr von den Göttern zu wissen. Sie versetzten sich in Trance, sicher auch unter Verwendung verschiedener Rauschmittel, um sich so mit den Göttern in Verbindung zu setzen.



Diese Leute machten glaubhaft, dass es mit ihrer Hilfe viel effektiver war, sich die Götter gnädig zu stimmen, oder gar dass es unmöglich war, das ohne ihre Hilfe zu erreichen. Da diese Leute aber mit ihrer Arbeit für die Anliegen ihrer Mitmenschen bei den Göttern zunehmend so beschäftigt waren, dass sie nicht mehr selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen konnten, ließen sie sich von ihren "Kunden" bezahlen. Ähnlich wie Handwerker oder andere Spezialisten. Nur dass sie nichts Greifbares produzierten, sich aber zumindest einigermaßen der Heilkunst (Medizin) kundig erwiesen.
So entstanden Schamanen oder Priesterkasten. Und die erfanden immer aufwändigere und beeindruckendere Rituale, um ihre Klientel bei der Stange zu halten.

Da der jeweilige Herrscher natürlich auch an dieselben Götter glaubte, unterlag er auch deren Macht. Auch er musste sich also an die Priester als Diener der Götter wenden, wenn er etwas entscheiden oder unternehmen wollte. Und so erlangten die Priester der Tempel und anderer religiöser Einrichtungen auch Einfluss auf die Herrschenden, und damit Macht und natürlich auch – und das ist bei Menschen das Wichtigste – Reichtum!

(Über mehr Besitz verfügen zu können, als der "arme Schlucker" von nebenan, stärkt das Selbstbewusstsein, das Selbstvertrauen und damit die soziale Stellung. Daran hat sich ja auch bis heute nichts geändert.)


Woher kommen jetzt wohl die „Heiligen Bücher“?



Nun, auch die Schöpfungsgeschichte wurde von Menschen aufgeschrieben. Diese waren Kinder ihrer Zeit. Man muss sie daher auch aus ihrer Zeit heraus verstehen: Vor 4000 Jahren und mehr waren Menschenrechte und Umweltschutz wohl bestimmt noch kein Thema. Herrschen oder sich unterordnen und sich bereichern oder dienen waren die Grundzüge des menschlichen Daseins. (Jede Alternative war damals lebensgefährlich.)



(Die Frage ist nur, wie viel sich bis heute daran geändert hat.)



Wenn man glaubt, Wissen zu haben, ist man bestrebt, es auch weiterzugeben, damit die Nachkommen es bewahren und erweitern. Man schrieb also auf, was man erträumt, unter dem Einfluss von Fasten, Meditation und/oder Rauschmitteln (Haschisch und Opium waren schon im Altertum im Morgenland bekannt und im Abendland waren die Gifte des Fliegenpilzes – „narrische Schwammerl“ – und der Tollkirsche – nomen est omen – beliebte Rauschmittel, um mit den "Göttern" in Verbindung zu treten.) erfahren oder erlebt hatte, schrieb es auf und redigierte es im Wachzustand entsprechend als Mitteilung der Götter oder auch nur eines Engels oder sonst irgend eines gut informierten Geistwesens (Heute sagt man dazu "Sprecher") und gab es an das „Fußvolk“ weiter, das es mangels eingeschränkter Bildung und Erfahrungsmöglichkeiten nicht besser wissen konnte und so gezwungen war, auf diese „göttliche Offenbarung“ zu vertrauen und daran glauben zu müssen.

Und so dienten die Götter – oder auch Gott – letztlich den Menschen, die sich als ihre Diener bezeichneten: Sie verhalfen ihnen zu Macht und Reichtum.



Die berühmten "zehn Gebote" fassen das Verhalten gegenüber dem einen Gott und den Mitmenschen gegenüber zusammen
 Die „Heiligen Bücher“ sind - wenn man ihre Entstehung so betrachtet - im Prinzip eigentlich nicht viel mehr als fromme Legenden, zum Teil auch historisch nachweisbare Ereignisse, aber auch Sagen, und von der Zeit geprägte Gesetzestexte) aber auch teilweise immer noch gültige Ethik- und Moralvorschriften. An das Leben in der heutigen Zeit angepasst, können einige durchaus – auch ohne religiösem Hintergrund – wirksam sein.

z.B. Jesus Christus hat eine Ethik- und Morallehre gepredigt, die – auch befreit von allen gottbezogenen Tendenzen - durchaus auch heute noch lebbar sein sollte: Ihm ging es darum, den Nächsten, ja sogar den Feind, zu lieben, alles zu vermeiden, was anderen Mitmenschen schadet und auf Gewalt zu verzichten.("Stecke dein Schwert in die Scheide; denn wer zum Schwert greift, soll durch das Schwert umkommen." Mt.26/52)
Auch heute vielfach noch sehr schwer einzuhalten, aber für das menschliche Miteinander sehr empfehlenswert. Wären wir alle nur schon so weit!

Und Christus verträgt sich auch mit den Staatenlenkern: "Zeiget mir den Groschen! Wes Bild und Überschrift hat er? Sie antworteten und sprachen: Des Kaisers. Er aber sprach: So gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!" (LK 20/24,25 u.a.)




Das Problem ist, dass die Menschheit nie aus ihren Fehlern lernt, solange es genug gibt, die diese als von ihrem Gott gewollt ansehen. Die drei Buchreligionen haben unsagbar viel Leid und Zerstörung über die Erde gebracht. Wie kann man als denkender Mensch überhaupt noch davon ausgehen, dass dahinter irgend etwas Gutes steckt?



Das Gute. - Dieser Begriff steht, so glaube ich, über allen Religionen. Für den "Normalverbraucher" würde ich empfehlen: Handle im Einklang mit den Gesetzen Deines Landes so, dass Du selbst den größtmöglichen Nutzen daraus ziehst, hilf - im Rahmen Deiner Möglichkeiten - anderen, denen es schlechter geht, denk daran, dass Deine Freiheit genau dort endet, wo die Freiheit Deines Mitmenschen beginnt und überlege vorher mehrmals, was Du in Konfliktsituationen sagst oder tust! Nachher ist es zu spät.



Die uns umgebende Natur eignet sich jedenfalls nicht als Gottesbeweis. Dafür sind eine Millionen (Milliarden?) von Jahren andauernde ständige Evolution verantwortlich. Die Entstehung unserer Erde, unseres Sonnensystems, unserer Galaxie (Milchstraße) und des Universums sind weitgehend wissenschaftlich erforscht - auch wenn natürlich noch sehr viele Fragen offen sind.

Ein "Schöpfungsakt" könnte allenfalls der Urknall und eine Erschaffung der physikalischen Gesetze sein. – Das hieße aber, dass sich Gott seither nicht mehr um alles Weitere gekümmert hat, sondern nur zugeschaut hat, was passiert. Und das sähe ihm nicht ähnlich, wie wir ihn zu verstehen glauben.



Götter wurden, als wir es noch nicht besser wussten, für alles verantwortlich gemacht, was wir uns nicht erklären konnten. (Wetter- und Klimaerscheinungen, Katastrophen wie Erdbeben, Vulkanausbrüche, Überschwemmungen, Stürme, Tsunamis ...) Heute können wir solche Erscheinungen erklären. Götter (oder Gott, oder Allah, oder Jehova/Jahweh oder sonst jemand) haben damit nichts zu tun. Alles folgt seinen eigenen - leider nicht so leicht durchschaubaren - Gesetzen. Oft wissen wir, dass etwas passieren wird, aber leider nicht, wann.



Es gibt also keinen ein- eindeutigen Beweis für die Existenz Gottes, der allen wissenschaftlichen Disziplinen standhält.

Es gibt aber auch keinen ein- eindeutigen wissenschaftlichen Beweis, dass es ihn nicht gibt.

Fazit: Ich weiß nicht, ob es Gott gibt, kann seine Existenz aber auch nicht völlig ausschließen.

Ich bin ein Agnostiker.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen